Wenn du durch den Untermarkt von Görlitz gehst, mag dir erst eine prächtige Altstadt begegnen—doch dann entdeckst du ihn: den unscheinbaren Durchgang am Haus Nummer 22. Dieser Flüsterbogen wirkt nicht wie ein Monument, sondern wie ein Geheimnis in Stein gemeißelt. Seine glatte Rundung entpuppt sich als akustische Meisterleistung, eine Kielbogenarchivolte, die Geräusche bündelt und lenkt. Flüstert jemand auf einer Seite des Bogens ein Wort, so hallt es laut und klar gegenüber zurück, als ob die Steine selbst zuhören würden.

Es fühlt sich an wie ein altes Ritual: zwei Menschen stehen sich schweigend gegenüber, ein geheimnisvoller Schwur erreicht unverdrossen vom einen Ohr zum anderen – und die Welt drumherum verstummt. Kein Wunder, dass der Flüsterbogen zum meistbesuchten Ort der Stadt geworden ist. Seine gotischen Ornamente – die Kreuzblumen, die Maskenkonsolen mit animalischer Fratze und die Krabbenreliefs – erzählen von Zeitläufen, in denen Kunst und Alltag, Schutz und Pracht untrennbar waren.


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Erbaut um 1500 und im Laufe der Jahrhunderte ergänzt und restauriert, hat dieses Portal alles gesehen: Handel, Macht, leises Gebet, lautes Geschäft. Doch es spricht nur mit jenen, die bereit sind, sich einzulassen. Wer laut wird, hört nichts. Wer flüstert, wird gehört. Wie ein altes Telefon der Stadt, das nur Stimmen allerhöchster Diskretion überträgt.

Im dämmernden Abendlicht, wenn die Fassaden des Untermarkts wie Bernstein leuchten und der Brunnen raunt, wird der Flüsterbogen zur Bühne eines Spiels zwischen Klang und Schatten. Touristen und Einheimische treten heran, horchen, tauschen Worte – und oft sind es Liebesgeständnisse, Geheimnisse, Gesten, die man nicht öffentlich machen möchte. Überall herum: Fenster, Blütenornamente, geschnitzte Köpfe – stumme Zeugen eines phantasievollen Ganzen.

Der Zauber liegt nicht im Lauten, sondern im Verborgenen. Denn genau darin liegt seine Kraft: dass er nicht auffällt, aber in Erinnerung bleibt. Der Flüsterbogen ist ein Raum, in dem Zeit und Schall sich treffen, jeder Atemzug hörbar wird und jede Berührung aus Worten besteht. Wer hier flüstert, tritt ein in die Geschichte, die weiter klingt – und spürt: Görlitz erzählt dir zu, selbst in deinem leisesten Geheimnis.


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